„Bis zum Ende der Zeit“ von Brian Greene: Der Mensch, das Universum und unsere Suche nach dem Sinn des Lebens – Buchrezension

Der Physiker Brian Greene schreibt auf ca. 300 Seiten über den Anfang des Universums, des Lebens, Bewusstseins und Menschens – und bis zum Ende von alledem. Und darüber, was das für unser Bedürfnis nach Beständigkeit und unsere Suche nach dem Sinn des Lebens zu bedeuten hat.

Der ein oder andere mag sich noch an die Rezension dieses Buches erinnern: „Was hat das Universum mit mir zu tun“ von Harald Lesch. Auf den ersten Blick mag es wirken als ähnelten sich die Bücher vom Inhalt her. Von ihrer Qualität her könnten sie jedoch nicht unterschiedlicher sein. Bei Leschs Buch hatte ich hohe Erwartungen und wurde bitter enttäuscht. Da ich zunächst dachte, Brian Greene’s Buch könnte ähnlich enttäuschend werden, versauerte das Buch zunächst 3 Jahre in meinem Bücherregal. Als ich es dann jedoch anfing, hat es mich von seiner ersten Seite an in den Bann gezogen. Und aufgewühlt.

Der rote Faden: Ewigkeit, Vergänglichkeit

Der rote Faden des Buches ist die Ewigkeit und die Vergänglichkeit zugleich. Der Verlauf des Universums und das, was darin passiert, wird chronologisch erläutert und immer wieder mit existentiellen Fragen verwoben, beispielsweise der, ob wir wirklich einen freien Willen haben. Das existentielle Thema, welches das gesamte Buch durchzog, war die Vergänglichkeit. Während die Kombination aus Philosophie/Biologie und Astrophysik bei Lesch misslungen ist, da sie aufgezwungen wirkte, ist sie bei Greene zu großen Teilen mehr als gelungen. Woran liegt das?

Greene führt ab der ersten Seite an das Thema der Vergänglichkeit heran.

„Das ist die Romantik der Mathematik. Durch Logik gezügelte Kreativität und eine Reihe von Axiomen bestimmen darüber, wie man Ideen so manipulieren und kombinieren kann, dass unumstößliche Wahrheiten ans Licht kommen. (…) Ich wollte zu Erkenntnissen gelangen, die so grundsätzlicher Natur sind, dass sie sich niemals ändern.“

S. 9

Die Hoffnung, dass etwas bleibt

Mich haben schon die ersten Worte gepackt, da ich das Bedürfnis des Autors sehr gut nachvollziehen konnte: Das Bedürfnis nach etwas, das bleibt. Gleichzeitig hatte ich schon bei den ersten Zeilen das Gefühl, dass es zu einer Pointe kommen könnte. Denn: Was ist es, was wirklich bleibt? Wissen wir wirklich, dass die Mathematik bleiben wird? Gibt es eventuell nicht noch viel mehr, das bleibt? Was ist mein Sinn, wenn eventuell nichts von mir bleibt? Diese Fragen schwirrten von nun an durch meinen Kopf.

Der Autor schreibt weiter:

In allen Kulturen und zu allen Zeiten haben die Menschen großen Wert auf Beständigkeit gelegt. Dies tun sie auf vielfältige Weise: Manche suchen nach absoluter Wahrheit, andere wollen ein dauerhaftes Erbe hinterlassen, manche bauen imposante Denkmäler, andere erforschen unveränderliche Gesetze, und wieder andere wenden sich voller Inbrunst dieser oder jener Gestalt des Immerwährenden zu. Es scheint, als übe die Ewigkeit eine enorme Anziehungskraft auf den Geist aus, der sich nur allzu bewusst ist, dass seine materielle Existenz nicht von Dauer ist.“

S. 12

Und ich glaube diese Anziehungskraft, die die Hoffnung auf Immerwährendes in mir auslöste, ließ mich durch die darauffolgenden Seiten nur so fliegen.

Chronologische Vorgehensweise

Ein weiterer Grund, warum Brian Greenes Buch gelungen ist, ist, dass er streng chronologisch vorgeht, wodurch man nicht verwirrt wird. Es beginnt beim Urknall, der stetigen Entropiezunahme, der Bildung von Sternen, Planeten und anderen Himmelskörpern über den molekularen Darwinismus, der letztendlich zur Entstehung des Lebens führt bis hin zur Entstehung des Bewusstseins, der Sprache, der Religion, der Kunst und schließlich den verschiedenen Möglichkeiten, wie all das ein Ende nehmen könnte (oder auch nicht).

Ein Gespür für Sprache

Das Besondere an Greene ist, dass er sehr anfängerfreundlich (aber ohne zu langweilen!) und anschaulich erklären kann. Er hat ein ausgesprochen gutes Gespür für Sprache, Metaphern und Vergleiche, die es möglich machen, selbst komplexe Theorien oder Begriffe wie den der Entropie zu verstehen. Kurzum: Es war sehr angenehm zu lesen, ich hatte fast das Gefühl als würde Brian direkt aus dem Buch heraus zu mir sprechen.

Des Weiteren schafft der Autor es, die Spannung zu halten. Er leitet zunächst eine interessante Frage ein und skizziert dann den Weg möglicher Antworten, wo oft die zweite Antwort die erste verwirft oder zumindest einen differenzierteren Blick auf sie wirft. Ich hatte häufig das Gefühl: ah, so ist also der Kausalzusammenhang. Bis Brian dann noch mehr Studien, noch mehr Perspektiven ins Feld führt und man die Erkenntnis, die man gerade erst gewonnen hat, revidieren oder ergänzen muss. Dies hat jedoch kein unbefriedigendes Gefühl in mir hinterlassen, sondern im Gegenteil: das Gefühl, ein Thema nicht oberflächlich behandelt zu haben, sondern nachvollzogen zu haben, wie verschiedene Thesen entstanden sind und ausgereift wurden.

Ein Beispiel für die Fragen, mit denen Brian einen neuen Themenabschnitt einleitet:

Wie ist die genetische Komponente des Lebens entstanden – die Fähigkeit, Informationen zu speichern, zu nutzen und zu vervielfältigen? Wie entstand der Stoffwechselteil des Lebens – die Fähigkeit, Energie zu gewinnen, zu speichern und zu nutzen? Und wie kam es zur Verpackung der molekularen Vorrichtungen für Genetik und Stoffwechsel in geschlossenen Einheiten, den Zellen?

S. 115

Unsere Fragen bestimmen, welche Geschichten die nützlichsten Antworten liefern. (…) Wir sind physikalische Wesen und unterliegen physikalischen Gesetzen. Dennoch ist wenig damit zu gewinnen, wenn Physiker behaupten, sie allein hätten den fundamentalen Erklärungsrahmen, oder wenn Geisteswissenschaftler über die Vermessenheit eines uneingeschränkten Reduktionismus spotten. Ein tieferes Verständnis gewinnt man, wenn man die Geschichten aller Fachgebiete in ein fein strukturiertes Narrativ integriert.

S. 88 ff.

Aus meiner Sicht: Genau dieses Narrativ ist Brian Greene mit diesem Buch gelungen. Er legt zwar den Fokus auf die Ebene des Allerkleinsten, ihm gelingt aber auch der Schwenk hin zur makroskopischen Ebene und, die Zusammenhänge zwischen diesen Ebenen verständlich zu verweben.

Mein Fazit

Das Buch ist sehr spannend, gut geschrieben und verwebt gekonnt interessante Fragen aus verschiedenen Bereichen (Biologie, Psychologie, Philosophie, Soziologie) mit der Physik. Mich hat das Buch so sehr aufgewühlt, dass ich es nur in Häppchen von ungefähr 50 Seiten lesen konnte. Danach war ich so inspiriert, dass ich das Gelesene erstmal verarbeiten musste. Gegen Ende wurde ich immer aufgewühlter. SPOILER-WARNUNG: Denn meine Hoffnung auf ein „gutes Ende“ schwand, je mehr Möglichkeiten Brian ins Feld führte, wie das Universum oder das Bewusstsein zugrunde gehen könnten.

Brian hat zwar gegen Ende geschrieben, dass er vermutet, dass wir unsterblich werden können – was mich ein bisschen getröstet hat – jedoch blieb für mich offen, ob er damit biologische Unsterblichkeit meinte, also dass wir bloß nicht mehr am Alterungsprozess sterben müssen oder ob er damit ECHTE Unsterblichkeit meinte. Seine Vermutung wirkte auf mich aus dem Kontext gerissen und fehl am Platz, da er kurz darauf wieder schreibt, dass wir vergänglich sind und Dankbarkeit für den kleinen Moment spüren sollen, in dem wir sein dürfen. Trotzdem war die kleine Bemerkung bezüglich Unsterblichkeit für mich ein winziger Trost – vielleicht ist es auch ein Spoiler auf ein weiteres Buch, dass er zu schreiben plant?

Falls ja, werde ich jedenfalls sofort zugreifen. Ich kann mir auch gut vorstellen, seine anderen, älteren Bücher (Das elegante Universum [2000], Der Stoff, aus dem der Kosmos ist [2004], Die verborgene Wirklichkeit [2012]) bald ebenfalls zu lesen. Diese haben zwar wesentlich mehr „physikalischen“ Inhalt, allerdings kenne ich nun ja den Zusammenhang mit „den großen Fragen“ und bin nun neugierig auf noch mehr Grundlagen. Zudem haben mich grundsätzlich die Expertise des Autors, sein Schreibstil sowie Talent, Kompliziertes einfach zu erklären, überzeugt.

Noch ein paar Zitate aus „Bis zum Ende der Zeit“

Damit du dir selbst ein Beispiel des Schreibstils des Autors und der verschiedenen Themen im Buch machen kannst, habe ich im Folgenden noch einige Zitate herausgesucht, die ich besonders beeinduckend und inspirierend fand. Die Zitate sind chronologisch sortiert. Die Überschriften entsprechen den Kapitelnamen, in denen die Zitate vorkamen. Wichtige Begriffe habe ich fett markiert.

Die meisten Zitate, die ich herausgesucht habe, beschreiben keine physikalischen Konzepte o.Ä., da das Zitat sonst viel zu lange gewesen wäre, um das jeweilige Konzept verstehen zu können. Die Zitate hier vermitteln also eventuell den falschen Eindruck, dass in dem Buch nicht viel über Physikalisches geschrieben wird. Ich schätze den Anteil aber ca. auf 50%.

Information und Lebendigkeit

Leben ist ein weiteres Mittel, mit dessen Hilfe das Universum das in der Materie eingeschlossene Entropiepotenzial freisetzt.

S. 90

Teilchen und Bewusstsein

[Es ist das eine], die Physik der Elementarteilchen zu begreifen; ganz etwas anderes ist es aber, dies zum Verstehen des menschlichen Geistes weiterzuentwickeln.

S. 155

Bewusste Wahrnehmung ist stark integrierte und stark differenzierte Information. Den meisten Informationen fehlen diese Eigenschaften. (…) Ganz gleich, wie detailversessen wir sind, unsere mentalen Repräsentationen bleiben stets stark vereinfacht.

S. 157 ff.

Unsere schematischen mentalen Modelle verhindern, dass wir gerade die mechanischen Vorgänge im Gehirn erfassen, die unsere Gedanken und Empfindungen mit ihren physikalischen Grundlagen verknüpfen. (…) Unsere Gedanken scheinen frei zu sein, weil wir nicht miterleben, wie die Naturgesetze in ihrer grundlegenden Form tätig werden. (…) Die Freiheit des Menschen besteht vielmehr darin, dass wir von den Fesseln eines verarmten Reaktionsspektrums befreit sind, das seit jeher das Verhalten der unbelebten Materie einschränkt.“

S. 162 ff.

Diese Einstellung, dass alles determiniert ist, dass dies aber den freien Willen nicht ausschließt, sondern sogar eine Voraussetzung des freien Willens ist, wird übrigens als Kompatibilismus bezeichnet.

Eine Lücke in den wissenschaftlichen Kenntnissen verlockt dazu, dort etwas zutiefst Geschätztes zu verstecken, und das zumindest so lange, bis die Lücke geschlossen ist.

S. 170

Wie wird aus der quantenmechanischen Liste der Möglichkeiten eine einzige Zukunft gewählt?

S. 170

[In] Bereichen höherer Ordnung sprechen wir so, als hätten unsere Handlungen eine Relevanz, als hätten unsere Entscheidungen eine Wirkung, als seien unsere Entschlüsse von Bedeutung. Aber stimmt das überhaupt in einer Welt, in der alles nach strengen physikalischen Gesetzen abläuft?

S. 176

Ich“ ist nichts anderes als eine Kurzbezeichnung für meine jeweilige Teilchenkonfiguration (und das ist zwar dynamisch, erhält aber so stabile Muster aufrecht, dass sie ein einheitliches Gefühl der persönlichen Identität vermittelt). Entsprechend ist das Verhalten meiner Teilchen auch mein Verhalten.

S. 177

Sprache und Geschichten

Unser Erfolg als soziale Lebewesen [hängt] zu einem beträchtlich Teil von guten Informationen ab (…) und wenn wir im Besitz solcher Informationen sind, ist es nichts Ungewöhnliches, dass wir sie teilen und im Gegenzug unsere soziale Stellung aufpolieren.

S. 195

Das Leben ist wie ein Schachspiel, und Geschichten sind gewissermaßen Bücher mit berühmten Schachpartien, die gute Spieler studieren, damit sie auf ähnliche Situationen vorbereitet sind.

Steven Pinker (How the Mind Works, S. 530), S. 196

Über einen Ursprung nachzudenken heißt, Fragen nach dem Ende zu stellen. Zu reflektieren, wie man ein Leben führt, heißt, über die Abwesenheit von Leben zu reflektieren.

S. 207

Damit ein Konzept unsere Aufmerksamkeit so stark fesselt, dass wir uns daran erinnern und es an andere weitergeben, muss es einerseits so neuartig sein, dass es einen Überraschungseffekt hat, andererseits aber nicht so ungeheuerlich, dass wir es sofort als lächerlich einstufen.

Pascal Boyer (Functional Origins of Religious Concepts: Ontological and Strategic Selection in Evolved Minds, S. 195-214), S. 207

Gehirn und Glaube

Zu überleben heißt, nach Antworten auf die Frage zu suchen, warum das Überleben von Bedeutung ist.

S. 212

Wie sorgt man in immer größeren Gruppen für Kooperation und Loyalität?

S. 219

Mit mathematischen Analysen und Computersimulationen haben Wissenschaftler verschiedene Strategien gegeneinander antreten lassen und dabei festgestellt, dass insbesondere eine „Ich tue dir etwas Gutes, solange du mir im Gegenzug etwas Gutes tust, aber wenn du etwas Hinterhältiges anstellst, zahle ich es dir sehr schnell heim“ regelmäßig alle anderen Varianten aussticht, auch solche, die wesentlich egoistischer sind.

S. 222 – The Evolution of Cooperation (Robert Axelrod, William D. Hamilton), S. 1390-1396

Zwischen bloßer Vereinbarkeit und erklärerischer Notwendigkeit liegt eine große Kluft.

S. 240

Die Wissenschaft mag nach Objektivität suchen, aber unser einziger Zugang zu dieser Realität verläuft über die subjektive Verarbeitung durch den Geist. Deshalb interpretiert der menschliche Geist erbarmungslos eine objektive Realität, indem er eine subjektive erzeugt.

S. 241

Instinkt und Kreativität

Wir werden in die Welt geworfen, ohne dass uns jemand fragt. Einmal hier angekommen, steht es uns nur für kurze Zeit frei, uns das Leben zu eigen zu machen. Wie erhebend ist es, die Zügel der Schöpfung zu ergreifen und etwas zu gestalten, dass wir unter Kontrolle haben, das ausschließlich uns gehört, ein Spiegelbild dessen, was wir sind, etwas, das unsere ganz eigene Einstellung gegenüber dem menschlichen Dasein widerspiegelt.

S. 247

In der Kunst geht es darum, die Emotionen so aufzuwühlen und zu formen, dass sie diejenigen, die unter ihrem Einfluss stehen, als Angehörige einer Kultur aneinander bindet und prägt.

S. 256

Ein Geist, der peinlich genau bei der Wahrheit bleibt, erkundet nur einen sehr begrenzten Bereich der Möglichkeiten. Ist er aber daran gewöhnt, ungehindert die Grenzen zwischen Realem und Imaginärem zu überschreiten – während er dabei genau im Auge behält, was was ist – gewöhnt er sich daran, die Fesseln des konventionellen Denkens abzustreifen. Ein solcher Geist ist auf Neuerungen und Erfindungsreichtum eingestellt.

S. 257

Überleben setzt voraus, dass man Informationen anhäuft, mit denen die Welt zutreffend beschrieben wird. Und Fortschritt im herkömmlichen Sinn einer wachsenden Kontrolle über unsere Umgebung erfordert, dass wir ganz klar erkennen, wie die Tatsachen in die Wirkungsweise der Natur einzuordnen sind.

S. 261

Dauer und Vergänglichkeit

Einsteins Aussage, dass nichts die Lichtgeschwindigkeit überschreiten kann, bezieht sich ausschließlich auf die Geschwindigkeit von Objekten, die sich durch den Raum bewegen.

S. 284

Werden Gehirne auch dann, wenn das Universum immer weiter in die Zukunft voranschreitet, noch in er Lage sein, die von ihnen produzierte Wärme zu entsorgen?

S. 299

Entropie = Zahl der Umordnungen der kleinsten Bestandteile eines physikalischen Systems – seiner Teilchen – die im Wesentlichen gleich aussehen. (…) Die Teilchenkonfiguration eines Systems mit niedrigerer Entropie hat also einen geringeren Informationsgehalt; ist die Entropie hoch, enthält die Teilchenkonfiguration viel Information. (…) [Denken] besteht immer aus Informationsverarbeitung. Der Zusammenhang zwischen Information und Entropie besagt demnach, dass Informationsverarbeitung, die Funktion des Denkens, auch als Verarbeitung von Entropie beschrieben werden kann. (…) Die Verarbeitung von Entropie – die Verschiebung der Entropie von hier nach dort – [setzt] eine Übertragung von Wärme voraus. (…) Entropie ist die Zahl der Einzelkonfigurationen der mikroskopischen Bestandteile eines Systems, die mit seinem makroskopischen Zustand vereinbar sind.

S. 300, S. 310

Bei höheren Temperaturen bewegen Teilchen sich schneller, entsprechend denkt auch der Denker schneller, verbraucht Energie schneller und häuft schneller Abfälle an. (…) Das Denken wird bei niedrigerer Temperatur immer effizienter. (…) Der Denker, der immer kühler wird, [ist] immer weniger in der Lage, die durch sein Denken erzeugte Abwärme abzugeben. Irgendwann ist (…) der Punkt erreicht, an dem deine Entropie sich schneller anreichert, als du sie abgeben kannst.

S. 300 ff.

Wenn ein Computer einen seiner Speicherbausteine löscht, entsteht zwangsläufig Abwärme. (…) Abwärme entsteht in der Regel durch Prozesse, die sich nur schwer umkehren lassen. (…) Wenn wir allerdings annehmen, dass der Denker nur endliche Ausmaße hat, verfügt er auch über eine endliche Speicherkapazität, und die ist früher oder später vollständig erschöpft. Wenn es so weit ist, kann der Denker nichts anderes mehr tun, als die in seinem Speicher festgeschriebene Information umzuordnen und endlos auf alten Gedanken herumzukauen.

S. 304

Zeitendämmerung

Mit dem Widerstand, den ein Higgs-Feld mit [seinem aktuellen] Wert erzeugt, kann man (zusammen mit der Art, wie die einzelnen Teilchen jeweils mit ihm interagieren) die Masse der Elementarteilchen erklären.

S. 324

Boltzmann-Gehirne = hypothetische, frei schwebende, uneingeschränkte Gehirne, die sich durch die seltene, aber mögliche spontane Anhäufung von Teilchen in einer ganz besonderen, hochgeordneten Konfiguration bilden

S. 327

Ein Vorgang kann noch so selten sein, in ausreichend langen Zeiträumen [Anm. und/oder in ausreichend großer Stichprobe] wird er beliebig oft ablaufen.

S. 330

Ich denke, ich hätte gedacht, also denke ich, dass ich bin.

S. 332

Die Erhabenheit des Seins

Eine Sichtweise von zeitlicher Begrenzung einzunehmen heißt, sich klarzumachen, dass die lebenssprühende Aktivität, die den eigenen Geist beseelt, eines Tages enden wird.

S. 347

Trotz (…) Bedenken vermute ich aber, dass wir über ausreichende Mittel verfügen – erst recht, wenn uns unendlich viel Zeit gegeben wäre -, um zu bestens angepassten Unsterblichen zu werden. Unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten würden sich wahrscheinlich bis zur Unkenntlichkeit verändern, und damit hätten Erkenntnisse darüber, was uns im Hier und Jetzt motiviert und bei der Stange hält, wenig oder keine Bedeutung mehr. Sollte ewige Lebensfreude eine andere Spielart der Freude erfordern, wir würden sie finden, erfinden oder entwickeln. Das alles ist natürlich nur eine Vermutung, aber die Schlussfolgerung, wir würden uns zwangsläufig langweilen, lässt auf eine äußerst beschränkte Vorstellung vom unsterblichen Geist schließen.

S. 348

Welche Nachricht würde Sie mehr erschüttern (…): Wenn man Ihnen sagt, dass Sie noch ein Jahr zu leben haben oder dass die Erde in einem Jahr zerstört wird?

S. 350

Die Menschheit muss auch deshalb eine Zukunft haben, damit die bloße Vorstellung, dass manche Dinge von Bedeutung sind, einen festen Platz in unserem begrifflichen Repertoire behalten kann.

Samuel Scheffler (Death and the afterlife, S. 59/60), S. 352

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